Zhivitsa

Die Seele der Slawen

Ende Mai – Anfang Juni feiern wir Rusalii, die Zeit der Wassergöttinnen – Rusalki – ist gekommen. Die Wassergöttinnen, Geister der Gewässer, feiern die Hochzeiten, flechten Blumenkränze, tanzen, singen. Rusalki hatten nicht unbedingt Flossen, sie konnten sich am Land bewegen und saßen sogar auf den Bäumen. So schreibt ein russischer Dichter Puschkin:

…Там чудеса, там леший бродит, русалка на ветвях сидит..

…Dort geschieht noch Wunder, dort läuft der Leschii rum, dort sitzt Rusalka auf dem Ast.

Man erzählte Rusalki seien die Seelen der ertrunken jungen Frauen oder der in dieser Zeit gestorbenen Frauen. Man hat sie respektiert und gefürchtet. Kein Mensch traute sich ans Wasser oder in den Wald. Wenn junge Frauen doch hingegangen sind, hatten sie Opfergaben und Geschenke dabei. Die Hausarbeiten oder Handarbeiten ließen sie ruhen.

Um die Rusalki zu besänftigen, haben die Frauen bunte Stoffbänder an den Bäumen befestigt oder brachten Leinen oder Hemden aus Leinen oder Baumwolle mit und ließen es unter dem Baum oder am Wasser als Geschenk.

Frauen (meistens junge Frauen, Mädchen) haben in dieser Zeit hellgesehen, Blumenkränze geflochten, gesungen, organisierten Reigentanz, geflirtet, geträumt.

In Dörfern gab es Feste, auch mit Rollenspielen. Eine junge Frau würde als Rusalka verkleidet, alle liefen weg von ihr und sie versuchte zu fangen. Hatte sie jemanden angefasst, würde er oder sie Unglück haben.

Die jungen Männer haben sich auch verkleidet und haben versucht, abends, symbolisch die Rusalka zu verjagen.

Seid vorsichtig und respektvoll zu den Geistern des Wassers, bringt immer ein Geschenk mit. Wer weiß, vielleicht sind es auch die Geister unserer verstorbenen Verwandten. Wenn man bedenkt, dass das Wasser lebendig ist, hat man ganz anderes Verhältnis zu all dem, was dort den Schutz und die letzte Bleibe gefunden hat.

Eure Lisa

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