Zhivitsa

Die Seele der Slawen

Ein Ritus, eine Zeremonie, Kommunikation mit den Göttern, Geistern und der Natur.

Wenn es ein wichtiges Datum ist oder die wichtigen Tagen im Leben der Slawen sind, ein Fest oder einfach das Gefühl, dass man jetzt gleich was unternehmen soll, eilt man „zu einem Treffen“ mit den Göttern.

Ich bereite mich innerlich – und äußerlich – vor (meistens muss das bei mir schnell sein, weil ich dieses Gefühl von Aufregung und Begeisterung nicht verlieren möchte). Ich sammle alles was ich dafür brauche – eine Kerze, Vogelfutter, Karten, Steine, Götterfiguren, Altartuch, Gefäß, Äpfel oder Blumen als Opfergabe, eine Götteranrufung – ich packe ein, gehe in den Wald oder ans Wasser. Alles chaotisch, nervös, in Eile, als ob mich jemand (oder etwas) drängt oder dazu zwingt, im guten Sinne des Wortes. Als ob ich etwas vollbringen möchte und das muss jetzt sein.

Vodokres, Belebung des Wassers, 19 Januar, am Teltowkanal

Im Wald angekommen, suche ich ein Platz. Chaotisch, nervös, in Eile. Schaue links und rechts, ob mich jemand sieht oder hört. Warte, bis die Leute vorbei gehen oder fahren. Keiner da. Ich positioniere mein „Altar-to-go“ so, dass die anderen das nicht sehen können. Mit zitternden Händen lese ich auf kleinem Zettel die Anrufung (das auswendig zu lesen hatte ich ja keine Zeit): ich rufe den Gott oder die Göttin, Geister oder meine Ahnen an.

Rosenblätter als Opfergabe

Ich schaue nach links und nach rechts mit einem Gefühl, ein Verbrechen zu begehen. Jemand kommt! Schnell die Kerze auspusten. Ich schaue aus dem Busch an. Meine Güte, wie lächerlich ich bin…So, jetzt noch Mal die Kerze anzünden. Für 2 Sekunden Augen zu zu machen und vorzustellen, ich wäre allein und es wäre normal, einen Ritus abzuhalten. 2 Sekunden innehalten. Ahnen danken und um etwas bieten. Aber nur 2 Sekunden! Sonst passiert noch was!!! So, schnell alles aufräumen, Kerze aus, weg aus dem Busch. Jetzt denkt jemand, ich habe meine Notdurft verrichtet…

Am Teltowkanal

Ist das die Art von der heiligen Zeremonie, um den Göttern näher zu sein? Ist das ein heiliges Ritual? Habe ich irgendwas kapiert, was gerade los war? Was habe ich gerade gemacht? Ich war so aufgeregt und begeistert! Ich war „bereit, meine Götter zu treffen“, wo sind die Gefühle hin?

Ich muss aber sagen, dieses Schamgefühl, das Gefühl, etwas Kriminelles zu machen, habe ich nur, wenn ich allein bin, ohne anderen Teilnehmer. Vielleicht vergeht das mit der Zeit? Vielleicht bin ich noch nicht auf diesem spirituellen Ebene, wo ich Geräusche, Menschen oder Schamgefühl ausblenden kann? Aber außerhalb der Stadt, im tiefen Wald oder auf der Wiese irgendwo im Dorf habe ich auch so ein Gefühl, beobachtet zu werden, dass ich nicht allein bin und muss mich auch irgendwie verstecken, leise sein, schneller sein.

Nach dem Ritual fühle ich mich wirklich erleichtert, gesegnet, emotional. Weil es vorbei ist? Weil ich aus dem Versteck raus bin? Oder weil ich eine heilige Zeremonie vollzogen habe und wollte mit den Göttern und Ahnen kommunizieren?

Wir müssen weniger darüber nachdenken, was die anderen von uns und unseren Handlungen denken würden oder – was noch schlimmer ist- uns ansprechen würden!

Ich wünsche mir und allen praktizierenden Paganen- ausblenden, innehalten, aufnehmen, annehmen, willkommen heißen, für natürlich halten, zwischen den Welten reisen.

In Liebe, Euere Lisa

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2 thoughts on “Heiliger Ritus oder „Kriminalität“?

  1. Hehe, ja. Manchmal fühle ich mich auch noch so. Ich mache auch nicht viel alleine draußen und gerade momentan sind die Wege in der Natur echt mit Menschen überfüllt. Eine ruhige Minute gibt es kaum.

    Aber du hast recht. Es geht um mich und um die Verbindung zu den Göttern. Egal was andere denken. Und angesprochen hat mich deswegen noch niemand.

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