Zhivitsa

Die Seele der Slawen

Nach der Geburt der jungen Sonne Koljada, nach der Wintersonnenwende und in dieser „Übergangszeit“ zwischen Winter und Frühling, werde ich die nächsten Beiträge dem Thema „Mutter“, „Vater“, „Kind“ widmen.

Heute möchte ich mit euch von der Rolle des Vaters bei der Geburt in den alten Zeiten erzählen.

Zu unserer Überraschung war die Anwesenheit des Vaters bei der Geburt bei der Slawen etwas ganz normales. Väter waren sogar häufiger dabei als in unseren modernen Zeiten. Natürlich war eine Hebamme – Powitukha (rus. Повитуха) dabei (falls es das erste Kind war: beim zweiten-dritten-vierten-fünften-sechsten Kind war das meistens nicht notwendig).

Bei der Geburt zu sein war für den Vater des Kindes niemals verboten, zumindest haben wir keine Belege dafür. Väter waren dabei, wenn sie nicht gerade im Krieg, auf dem Meer oder woanders am Tag der Geburt waren.

Centrum Słowian i Wikingów, Wolin, 2019. Foto: Privat

Der Mann hat seine Frau unterstützt, gehalten, geholfen die Stellungen anzunehmen, um den Schmerz zu lindern. Er hat rituelle Handlungen unternommen, wie. z. B. die Frau über seinen Gürtel rübergehen lassen, Schluck Wasser aus seinem Mund nehmen als Zeichen seines Daseins, die Frau auf seinem Schoß sitzen lassen usw.

Der Mann war aktiv dabei – er hat das Tor (Haustür) geöffnet oder geschlossen, hat etwas geholt oder die Sachen weggebracht. Meistens war die Rolle des Vaters grenz-schützend, er schaffte die intime und vertraute Atmosphäre.

Er hatte die Verbindung zur Außenwelt, damit die Frau sich auf die Geburt konzentrieren konnte. Der Mann versuchte die bösen Geister abzulenken, in dem er die Geburt imitierte-er hat geschrien, geweint, also, den Geburtsschmerzen dargestellt, um die Dämonen auf sich aufmerksam zu machen.

Mein Verlobter wird mich bald auf der Reise begleiten

Wir dachten immer, dass den Weg des Vaters zu den Frau bei der Geburt verwehrt war, bis wir anfingen, nachzufragen. In unseren Zeiten hieß es, „steril-weiß-Arzt-Frau“ (als ein Zeichen der Zivilisation und fortgeschrittene Medizin) eine Normalität wäre und „Mann bei der Geburt“ als etwas total verrücktes und später als etwas Neues und Modernes „verkauft“ wurde, bzw. in das Bewusstsein (bei vielen) eingeprägt wurde. Alles Neues ist ein gut vergessenes Altes! Wie natürlich und selbstverständlich es bei unseren Ahnen war!

Heil ihr, Männer, heil ihr, Ahnen! Grenzschützer, Grenzwächter, Begleiter, Bewahrer, ihr zwischen-der-welten-mitreisende!

Quelle: Lada Korneeva, Ethnographin, Historikerin, Religionswissenschaftlerin.

Mit Liebe und Respekt
Eure Lisa

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2 thoughts on “Die Rolle des Mannes bei der Geburt

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